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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 709 mal aufgerufen
 Segeltechnik, Rigg
Lothar Geier Offline



Beiträge: 8

31.12.2016 15:30
Rahsegel bei der GJOA Antworten

Guten Tag an die Gemeinde!

Mir sind Pläne vom Amundsens GJOA in die Hände gefallen. Ich möchte das Modell bauen (M: 1:25, Rumpf ca. 85 x 25 cm, Ballastkiel einsteckbar, Spanten unterhalb der CWL um 1 cm erhöht, um die Tragfähigkeit zu vergrößern).
Die Gjoa fährt 2 Rahsegel. Die Segel werden niedrig gefahren. Lt. Anmerkung auf dem Plan von Model Shipways wird das Topsegel fliegend gefahren. Über das größere Rahsegel wird nichts angemerkt. Ein Rack ist meiner Ansicht nach(jedenfalls beim Original) nicht möglich, denn die Mastringe des Großsegels wären im Wege. Ich neige daher dazu, auch das untere Rahsegel fliegend zu fahren. Da die Spiere der Rahsegel bei angebrassten Rahsegeln an den vorderen Wanten anstoßen und scheuern würden, wäre das der einzige Weg, wenn man nicht auch noch die Wanten weiter achtern anschlagen möchte. Dies würde aber das Modell zu weit verändern. Beim Original werden auch Brassen zum Bug geführt. Das möchte ich aber vermeiden, denn mehr Schoten bringen auch mehr Probleme

Wegen des Großbaums, für den ich auf jeder Seite einen möglichen Ausstellwinkel von rund 50 Grad einplane, ist ein sehr steiler Winkel der Brassen nötig. Auch die Backstagen fallen der Beweglichkeit des Großbaumes zum Opfer.

Ich habe (um spätere Flickschusterei am Original-Modell zu vermeiden)ein Funktionsmodell der Takelage im Maßstab 1:50 gebaut. So kann ich auch die Schotwege besser planen. Profis stürzen sich in Formeln, ich bastle und messe mit dem Zollstock. In den Anlagen werden meine Fragen optisch fixiert.

Hat jemand einen Rat?

Ich würde mich über Hinweise freuen.

Lothar Geier

minisail-webmaster ( Gast )
Beiträge:

13.01.2017 13:41
#2 RE: Rahsegel bei der GJOA Antworten

Hallo Lothar,
die Gemeinde der Rahsegler ist nicht allzu groß.
Ich versuche deshalb in Kurzform meine meist deprimierenden Erfahrungen zu schildern.
Angefangen hab ich mit einer Jack-Ass-Bark. Diese waren als Frachtsegler nach den Fregatten die schnellsten Segler.

Vorlage Lavinia gefunden bei MacGregor, Schnellsegler 1775-1875, Delius Klasing
Fruchtjager - eine Kombination von Lademenge und Schnelligkeit:

Das Modell war dann etwa 35 kg schwer, hat auch recht gut funktioniert wenn es denn funktioniert hat.

Aufgetakelt mit Vorsegel und Schratsegel;


mit den Racks konnte das Segel um den Mast und den Wanten! herumgeführt werden:


Das Ende eines stolzen Seglers:


Das Problem waren die vielen Zuführungen der Schoten unter Deck.
Hier ein Beispiele von meiner Viola:



Die Schotführungen waren schon mal so geführt, daß sie in der Mitte durch das Deck nach außen traten. Ursprünglich waren einige Decksdurchführungen auf der Seite was dazu geführt hat daß bei Lage Wasser in die Röhrchen lief und die Schoten naß wurden.
Das führte dazu daß die Adhäsion der Schoten in dem Führungröhrchen so groß wurde daß alles veklebte. Die Ansteuerungsleine (20kg) riß schon mal ab, während die Segel frei im Wind flatterten. Nichts ging mehr, außer es war nur leichter Wind, die Modell-Versuche wurden letzlich verschrottet oder hingen dekorativ an der Wand s.o..

Bei Schönwetter war soweit alles i.O.

Die Ansteuerung (Holepunkt) der Segel geschieht einmal über die oberste Rah und der großen Fock am jeweiligen unteren Schothorn back- und steuerbord über die Ankerbalken und hinten dann seitlich nahe dem achteren Mast.

Ich gab aber nicht auf: Vereinfachung: Verringerung der Reibungsverluste war angesagt.

Die Trimmung (Durchsetzung) erfolgt hier über die oberste Rah an backbord und dem untersten Segel.
Einmal über den Ankerbalken steuerbord.
Zum zweiten wird das untere Liek nach hinten unten backbord festgesetzt.
Dies ist die Ansteuerung bei "Hartwindlage" hoch am Wind, alle Schoten jeweils steuerbord oder backbord gesetzt.

Bei Segelstellung "vierkant" platt vor dem Wind ergibt sich die längste Schotführung der Rahsegel. Dabei sollte man darauf achten, daß die Schoten der obersten Rah halbwegs straff stehen. Sonst flattert es unschön.
Bei allen Zwischenlagen hab ich noch keine vernünftige Lösung gefunden. Die beschriebenen aufwendigen Ansteuerungen waren bislang nicht mein Ding.
Hierdurch hatte ich schon bedeutend weniger Ärger. Das Modell war aber total übertakelt.
Bei leichten Wind machte es richtig Spaß, bei schönen Wind war aber aus den oben beschriebenen Problemen Ende der Segelei.
Man kann aber auf dem Bild erkennen, daß nur noch die oberste Rah und die Fock unten belegt waren.

Irgendwann wurde der Klüverbaum entfernt, das Großsegel um zwei Handbreiten verkürzt. Es entstand ein Topsegelschoner.
Und dieser macht jetzt richtig Freude.



Eine interessante Erfahrung dabei: Der Segler fährt durch die Rahsegel selbständig dem Wind nach. Auch wenn wie bei unserem Vereinsweiher der Wind auf ganze 25 Meter eine Kehrtwende macht. Das Modell fährt brav nach mit einer eleganten Wende bei stehenden Segeln. Erst das naheliegende Ufer beendet den Spaß am Segeln .

Auf dem Bild ist die einfache, trocken geführte Ansteuerung der obersten Rah zu erkennen.
Hier wird die unterste Rah von Topnanten waagerecht gehalten.

Irgendwann werde ich vielleicht Jarviswinden einsetzen, dann alles auf Deck, wie im Original...

Aus dem schwarzen Walde
Peter

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