Ende einer Sturmfahrt 055/056/057 - Abgeschickt von [Ralph Sutthoff] am 20 Juni, 02 um 22:22:25
Hallo Sportsfreunde, neulich hatten wir doch dieses herrliche sommerliche Sturmwetter mit Böen bis zu satten 5 Windstärken. Sich biegende Baumspitzen bringen bekanntlich das Blut eines jeden leidenschaftlichen Seglers in Wallung und so mußte meine angejahrte "Atlantis" zeigen, was in ihr steckt. Während des nervtötenden Auftakelns mit laut killenden Segeln flachsten einige umstehende Jugendliche schon was von Titanic. So ganz wohl war mir bei der Sache nicht, weshalb ich doch zumindest auf das Stagsegel verzichtete. Trotzdem hätte der Wind mir das Schiff noch fast aus den Händen gerissen. Im Wasser legte sich der Schoner gleich mächtig auf die Backe und Wasser kam reichlich und von allen Seiten über. So mutierte das auf Deck geschnallte Beiboot schnell zur bordeigenen Badewanne. Immerhin blieb der schwere Langkieler auch unter diesen Bedingungen noch manövrierbar und ging sicher durch die Wende. Als dann überraschend aufleuchtende Positionslampen signalisierten, daß Wasser eingedrungen sein mußte, beendete ich den Törn. Tatsächlich waren etwa zwei Pinnchen Wasser in den Rumpf gelangt und hatten die Elektronik beeinflußt. Wirklich tragisch war aber, daß einige Partien der Holzaufbauten Wasser gezogen hatten und später aufquollen. Jetzt bin ich schimpfend mit der Reparatur beschäftigt und meine Begeisterung für Holz hat einen empfindlichen Dämpfer erlitten. Meinte ein Modellbaukollege ganz trocken zu: Wasser sucht sich halt immer seinen Weg." - Nun, was meint Ihr, zurück zum sportlichen Yoghurtbecher und Holzschiffe nur zum Schönwetterflauteschieben verwenden? Oder kann man das Problem verarbeitungstechnisch in den Griff bekommen? Etwa nach der Methode: Holz quellen lassen, trocknen, schleifen, versiegeln? (oder so ähnlich)
055/056/057 - Ende einer Sturmfahrt Abgeschickt von [Borek Dvořák] am 21 Juni, 02 um 08:23:15
Hallo Ralph, Holzmodelle sind durchaus sturm- und seetauglich. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, daß das sämtliche Holz mit Lack oder mit Harz verschlossen wird. Ich verwende für die ersten 5 bis 7 Anstriche das Polyurethan-Einkomponentenharz G4 (bzw. G8) von Voss Chemie. Die ersten beiden Anstriche werden "naß in naß" aufgetragen, um das Holz möglichst tief mit dem Harz zu durchtränken. Das Harz (oder der Lack) muß für eine solche Verfahrensweise natürlich stark verdünnt werden, ich schätze ca. 30% Verdünneranteil. Der Sinn dieser Behandlung liegt darin, daß das dünnflüssige Harz wirklich jede Kapillare im Holz verschließen muß. Man macht damit quasi das Holz zum Kunststoff. Die Deckanstriche (mindestens 3) kann man mit einer Polyurethan-Parkettversiegelung ausführen, es gibt sie in matt, seidenmatt und hochglanz. Einen Bootslack auf Alkydharzbasis halte ich für weniger gut geeignet, weil er auf der mit G4 (G8) behandelten Oberfläche nicht so gut haftet (nach einigen Jahren Betrieb muß man dann schon hin und wieder ausbessern). Einen Pinselauftrag halte ich bei den "Grundierungsschichten" für sinnvoller als das Spritzen. Ich denke mir, daß die Pinselborsten die feinen Ritzen im Holz besser erreichen, als die durch die Luft fliegenden Tröpfchen. Die Polyurethanharze und -lacke härten bedingt durch die Luftfeuchtigkeit aus. Für eine saubere Oberfläche ist es wichtig, daß man bei einem eher trockenen Wetter lackiert, damit diese chemische Reaktion nicht zu stürmisch ist. Ansonsten entstehen auf der Oberfläche Tausende von kleinen Bläschen, die sehr unschön wirken. Aus dem selben Grund sollte man denn Anstrich möglichst dünn halten. Wie ich gehört habe, schwören einige Kollegen auf das Tränken des Holzes mit Öl oder Wachs. Mit solchen Verfahren habe ich leider keine Erfahrung, ich denke mir aber, daß man den Anstrich relativ oft erneuern muß, und daß das Kleben bei eventuellen Reparaturen zumindest problematisch wird. Vielleicht schreibt jemand etwas zu diesem Thema (?). Also: Keine Angst vor Holzschiffen!
Gruß Borek p.s. G8 ist besser als G4, weil es nicht vergilbt.
055/056/057 - Ende einer Sturmfahrt Abgeschickt von [Reinhart Thalheim] am 23 Juni, 02 um 17:30:12
Hallo Ralph, ja, Wasser sucht sich immer einen Weg, gleichgültig ob Holz- oder Plastikschiff. Ich habe ebenfalls die ATLANTIS und das von robbe empfohlene, lösungsmittelhaltige Holzwachs verwendet. Mit Zwischenschleifen bin ich damals auf ca. 6-8 Äufträge gekommen. Nach fünf Jahren habe ich das erste Mal die Holzwachsbehandlung einmalig wiederholt, ohne fummeliges Anschleifen. Da ich auch recht gern hart und naß segele, steht auch bei mir Wasser im Beiboot :-)). Hast Du also ALLE Holzteile von ALLEN Seiten gründlich getränkt, dann kann ich mir ein Quellen nicht vorstellen. Egal ob Du G8 wie Borek oder Öl/Wachs verwendest. Um event. etwas Geld zu sparen tut es bestimmt auch ein lösungsmittelhaltiges Holzwachs mit Halb/Leinölanteil aus dem Baumarkt. robbe: 96,-DM/1Liter (1997) Baumarkt: ca. 13€/0,75Liter