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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 Theoretisches
minisail-webmaster Offline



Beiträge: 1.008

09.06.2014 11:05
Rennwertformel und KWL-Messung Antworten

1925/1926/1927/1928/1930/1940/1941/1942 Abgeschickt von Ralph am 16 April, 2011 um 20:15:38

Die Rennwertformel erhebt den Anspruch, durch Verwendung eines individuellen Multiplikators (Handicap) unterschiedliche Segelschiffe miteinander vergleichen zu können. Die Formel hat allerdings ihre Tücken. Kein anderer Faktor wird von der Rennwertformel stärker begünstigt als eine kurze KWL. Wie aber messe ich die KWL bei einem Modellschiff, dessen Überhänge nur sehr sanft, also in einem sehr kleinen Winkel zur Wasseroberfläche ansteigen?
Der Kapillareffekt des Wasser führt nämlich dazu, daß sich das Wasser am Rumpf hochzieht und so über der Wasseroberfläche am Rumpf „klebt“. Das kann, abhängig von den Steigungswinkeln der Überhänge, durchaus mehrere Zentimeter ausmachen. Die rechnerischen Auswirkungen auf den Rennwert sind nicht unerheblich. Wer das nicht glauben mag, der probiere und rechne das mal durch.
Bei der Vermessung von Tenratern soll man das wie folgt machen. Um ein möglichst objektives Ergebnis zu bekommen wird vorher reichlich Spülmittel, das die Oberflächenspannung des Wasser beseitigt, ins Messbecken gekippt.

Ralph

minisail-webmaster Offline



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09.06.2014 11:06
#2 RE: Rennwertformel und KWL-Messung Antworten

1925/1926/1927/1928/1930/1940/1941/1942 Abgeschickt von Willi Pülmanns am 18 April, 2011 um 09:28:32

Hallo Ralph
Ich selbst bin in dieser Hinsicht zwar völlig sorgenfrei, aber ich sehe noch eine weitere Fragestellung: Definiert sich die Länge der Wasserlinie als die kürzeste Entfernung zwischen ihrem Beginn und ihrem Ende, oder als die Länge ihrer Abwicklung? Dies ergäbe dann bei gleicher Länge zwischen den Loten für bauchige Schiffe eine längere KWL, als bei schlanken.

bis denne
Willi

minisail-webmaster Offline



Beiträge: 1.008

09.06.2014 11:07
#3 RE: Rennwertformel und KWL-Messung Antworten

1925/1926/1927/1928/1930/1940/1941/1942 Abgeschickt von Uli Schramm am 30 April, 2011 um 14:19:57

Hallo zusammen,
daß es eine "Rennwertformel" gibt, die es halbwegs ermöglicht, Regatten mit unterschiedlichen Booten vergleichbar zu segeln, find ich eine gute Sache.
Bei aller Diskussion über Vor- und Nachteile der Formel - kann mir jemand mal sagen, wie "unsere" Rennwertformel eigentlich genau aussieht?? Ich höre nur immer: Die Wasserlinienlänge spielt die wichtigste Rolle; Was wird denn da eigentlich womit multipliziert, und von was wird der Logarithmus genommen (ich habe schon oft gehört, unsere Formel ist "logarithmisch") - Exaktes habe ich bisher nirgendwo gefunden...

Viele Grüße!
Uli Schramm

minisail-webmaster Offline



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09.06.2014 11:08
#4 RE: Rennwertformel und KWL-Messung Antworten

1925/1926/1927/1928/1930/1940/1941/1942 Abgeschickt von Borek Dvorak am 02 Mai, 2011 um 07:46:40

Hallo Uli,
die Rennwertformel findest Du in diesem Dokument:
www.svazmodelaru.cz/odbornosti/klom/pravidla/pravidla_ns_39.pdf
Sie steht auf der Seite 35 ganz unten.
Der Ursprung der Formel ist stilgerecht scale, es handelt sich nämlich um eine angepaßte Universal Rule von N.G.Herreshoff, nach der z.B. auch die Yachten der J-Class gebaut wurden. Der Logarithmus ist deshalb hereingekommen, damit Minimodelle keine ungerechten Vorteile genießen. Sehr schön ist das zu sehen, wenn man sich im Excel eine Rennwertreihe z.B. von 0,10 bis 1,50 graphisch darstellt, und diese Reihe dann über den Logarithmus umrechnet und die so gewonnenen Ergebnisse in den Graph einfügt. Die ursprüngliche Gerade "biegt" sich zu einer S-Kurve, der Scheitelpunkt liegt bei 1,00.
Die Formel gleicht lediglich die von der Größe resultierenden Unterschiede aus, nicht etwa die unterschiedlichen kostruktiven Leistungsmerkmale. Diese zu beurteilen bleibt (zum Glück!) dem jeweiligen Modellbauer überlassen.

Viele Grüße
Borek Dvorak

minisail-webmaster Offline



Beiträge: 1.008

09.06.2014 11:12
#5 RE: Rennwertformel und KWL-Messung Antworten

1925/1926/1927/1928/1930/1940/1941/1942 Abgeschickt von Ralph am 27 Mai, 2011 um 10:32:22

Vermessung der KWL für die Fühlinger See Regatta:
1) Maßgeblich ist die gerade Line der Wasseroberfläche. Rundungen des Unterwasserschiffes bleiben somit außer Betracht.
2) Anders als bei der Vermessung von Tenratern bleibt bei Scale-Booten der Kapillareffekt außer Betracht. Es gilt die Messvariante, die die längere Wasserlinie ergibt. In die Badewanne sind für die Messung also keine Spülmittel einzufüllen! Tipps und Hinweise zur Durchführung der Vermessung finden sich auf Seite 116 des Buches „RC-Segelmodelle“ von Dvorak/Reimann.

Ralph

minisail-webmaster Offline



Beiträge: 1.008

09.06.2014 11:13
#6 RE: Rennwertformel und KWL-Messung Antworten

1925/1926/1927/1928/1930/1940/1941/1942 Abgeschickt von Christian Ü. am 05 Dezember, 2011 um 12:17:52:

Hallo Borek,
noch eine Frage zu der Formel: Der Faktor R ändert sich linear mit dem Maßstab, das leuchtet ein. Trägt man den Faktor R grafisch auf, ist die Steigung der Geraden eine Funktion des Verhältnisses von KWL und Segelfläche zur Verdrängung. Was aber bezweckt die log-Korrektur? Diese führt nämlich dazu, daß der Wert R_log zunächst mit steigender Bootsgröße zunimmt, später aber wieder abnimmt. Am Beispiel einer America's Cup Yacht (ACC) erreicht R_log ein Maximum bei einer KWL von ca. 1,45m. Wird das Modell noch größer (und Segelfläche und Volumen ebenfalls maßstäblich vergrößert), wird zwar R größer, R_log aber wieder kleiner.

Hat die Formel einen eingeschränkten Gültigkeitsbereich?
Gruß Christian (Yeti)

minisail-webmaster Offline



Beiträge: 1.008

09.06.2014 11:15
#7 RE: Rennwertformel und KWL-Messung Antworten

1925/1926/1927/1928/1930/1940/1941/1942 Abgeschickt von Borek Dvorak am 22 Dezember, 2011 um 10:43:16

Hallo Christian,
entschuldige bitte, habe Deine Reaktion erst jetzt bemerkt.
Der von Dir geschilderte Verlauf der Rlog-Kurve ist korrekt, ergänzend sage ich noch, daß ein Minimodell, das linear 0,1 "ratet", kommt bei Rlog auf etwas um 10,0 ...
Und das ist auch der Punkt. Während die Basisformel auf physikalisch exakter Grundlage aufgebaut ist, ist die Biegung durch den Logarithmus rein empirischer, der Modellpraxis abgeguckter Art. Der Logarithmus rückt die Formel in das modellmäßige Optimum, und verhindert, das die übertrieben kleinen Modelle, deren Segeleigenschaften naturgemäß deutlich weniger scale sind, nicht durch ihre Leistung, sondern durch ihre Miniabmessungen (=durch den günstigen Rennwert) gewinnen.
Oder anders ausgedrückt: Die log-Formel begünstigt gezielt die optimale Modellgröße, wobei "optimal" hier das allgemein angenommene beste Kompromiß zwischen Leistung und Größe bedeutet. D.h., Verdrängung ca. 6 bis 18kg, Rumpflänge um 1200mm, nicht übertakelt. Solche Modelle springen bereits bei Thermik an (wenn entsprechend gebaut) und stecken auch mehr als 4Bft weg.
Die "zu kleinen" werden proportional gezielt benachteiligt, die Begünstigung der Großmodelle gleicht ihre Nachteile etwas aus.
Das war bisher die praxisgestützte Theorie. Die Praxis sieht so aus, daß am Ende doch die besten Skipper gewinnen, wie z.B. Wolfgang Korn schon zweimal in Fühlingen mit seiner eigentlich viel zu kleinen "Regina", oder Franz Hemmersbach (ebenda) mit einem über 2,5 Meter langem Schärenkreuzer.
Fazit: Die Formel verhindert die (unerwünschte) Entwicklung zur Miniaturisierung, und in dem modellüblichen Größenbereich wirkt sie sich korrigierend auf die Größenunterschiede aus. Sie stellt eine Basis dar, auf der diejenigen, die tatsächlich am besten segeln können, auch mit einem Sieg belohnt werden. Sie ist wie die Marktwirtschaft - nicht 100%-ig optimal, dafür aber das Einzige, was eine akzeptable Funktionsfähigkeit bisher unter Beweis stellen konnte.

Viele Grüße
Borek Dvorak

minisail-webmaster Offline



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09.06.2014 11:15
#8 RE: Rennwertformel und KWL-Messung Antworten

1925/1926/1927/1928/1930/1940/1941/1942 Abgeschickt von Christian Ü. am 05 Januar, 2012 um 12:37:13:

Danke für die Erläuterungen, Borek! Sollte ich irgendwann mal mein Traumprojekt in die Tat umsetzen, werde ich den Maßstab allerdings bestimmt nicht hinsichtlich des Rennwertes optimieren, denn das würde dann doch etwas unhandlich ;-)

Gruß Christian

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